Wie veranstaltet man eine "richtige"
Whisky Verkostung (Whisky Tasting)?

Wer zum ersten Mal eine Verkostung von Single Malt Whisky auf die Beine stellen möchte, findet hier einen kleinen Leitfaden für einen gelungenen Ablauf.

Regel Nr. 1

Halte dich nicht zu streng an Regeln. Ein Whisky Tasting soll nicht nur den Geschmacksnerven Spaß machen, sondern auch Geist und Seele anregen. Sich dabei zu streng an Regelwerk zu halten, wird das Vergnügen eher mindern als fördern.

Regel Nr. 2

Wähle den richtigen Ort dafür aus. Einen Ort, an dem du dich wohlfühlst. Das kann ein Lokal sein, ein einsamer See oder auch dein Zuhause. Der Platz sollte allerdings nicht zu sehr von Fremdgerüchen durchzogen sein. In den meisten Kebab-Buden wird selbst das intensivste Whiskyaroma nicht wirklich zu genießen sein.

Regel Nr. 3

Stelle einen Krug Wasser bereit. Wenn schottisches Quellwasser gerade nicht verfügbar ist, tut es auch schlichtes Leitungswasser. Zumindest hier bei mir in Tirol. Ist auch das nicht verfügbar, dann verwende ein "Stilles Wasser" mit möglichst wenig Eigengeschmack. Mineralwasser mit Kohlensäure ist nicht zu empfehlen.

Das Wasser dient einerseits dazu, die Geschmacksnerven zu neutralisieren, wenn man zwischen zwei Whiskyproben wechselt, andererseits hilft es, den bei einem Tasting genossenen Alkohol etwas zu verdünnen. Nicht zuletzt sollte ein Whisky unbedingt nicht nur pur, sondern auch mit ein paar kleinen Tropfen Wasser verdünnt probiert werden.

Regel Nr. 4

Wähle die Whiskies aus, die du verkosten möchtest. Eine Auswahl von fünf bis sieben Sorten ist (zumindest für den Anfang) in der Regel völlig ausreichend. Wenn du Whisky aus verschiedenen Regionen probierst, dann beginne eher mit den leichteren Sorten und arbeite dich dann auf die kräftigeren zu.

Regel Nr. 5

Stelle geeignete Gläser bereit. Ideal sind tulpenförmige Gläser, die die Aromen sammeln und konzentrieren. Die klassischen geraden Whiskytumbler sind gänzlich ungeeignet, da die Whiskyaromen viel zu schnell verfliegen.

Regel Nr. 6

Und los geht's. Nach dem Einschenken beurteilst du die Farbe. Halte das Glas gegen das Licht und lasse deiner kreativen Ausdrucksweise freien Lauf. Bezeichnungen, wie Gold oder Bernstein, werden auch in offiziellem Rahmen gerne verwendet. Den Farbton "Morgenurin" wird man eher auf privaten Verkostungen oder zu später Stunde zu hören bekommen ;-)

Regel Nr. 7

Rein mit der Nase. Um den Duft zu beurteilen, rieche erst leicht am oberen Rand des Glases und dann inhaliere tief. Aber Vorsicht bei Whiskies in Fassstärke! Lass beide Nasenlöcher an dem Vergnügen teilhaben. Bei den meisten Menschen ist der Geruchssinn auf einer Seite besser ausgeprägt als auf der anderen.

Beschreibe wieder, was du riechst. Versuche möglichst viele Aromen zu erkennen. Scheue dich nicht, einfach herauszusprudeln, was dir in den Sinn kommt. Interessanterweise haben Antialkoholiker dabei oft den besseren Geruchssinn. Zu schade, dass ihnen die weiteren Freuden einer Whiskyverkostung verwehrt bleiben. ;-)

Regel Nr. 8

Nimm einen ordentlichen Schluck und behalte ihn im Mund. Ein Single Malt Whisky ist kein billiger Fusel, den man in einem Zug hinunterwürgen muss. Gut, es gibt auch Ausnahmen. ;-) 

Lass das Destillat in jeden Winkel deines Mundes vordringen. Denke daran, dass auf deiner Zunge unterschiedliche Bereiche für verschiedene Grundgeschmäcker zuständig sind.

Beurteile dann den Geschmack und wie sich der Whisky im Mund anfühlt. Schmeckt er rauchig, salzig, torfig, blumig, nach Honig, nach Schokolade, nach Mottenkugeln...

Verdünne dann die Probe sparsam mit ein paar Tropfen Wasser. Rieche und koste erneut und du wirst wieder andere Aromen entdecken.

Regel Nr. 9

Teile den anderen Teilnehmern deiner Whiskyverkostung frei von der Leber weg mit, was du riechst und schmeckst. Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder Kommentar ist interessant und manchmal auch erheiternd.

Regel Nr. 10

Höre auf, bevor du unter dem Tisch liegst. ;-)

Und selbstverständlich: Don't drink and drive.

 

 


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